Texte auf dem Umschlag des
Buches:
“Josef Popper-Lynkeus war mehr als ein geistvoller
Ingenieuer und Schriftsteller. Er gehörte zu den wenigen markanten
Persönlichkeiten, in denen sich das Gewissen der Generation verkörpert. Er hat
uns eingehämmert, dass die Gesellschaft für das Schicksal jedes Individuums
verantwortlich ist, und hat einen Weg gewiesen, wie die daraus resultierende
Pflicht der Gemeinschaft in die Tat umgesetzt werden soll. Die Gemeinschaft
bzw. der Staat war ihm kein Fetisch; dessen Recht, vom Individuum Opfer zu
fordern, gründete er einzig auf dessen Pflicht, dem Individuum, der
Einzelpersönlichkeit, eine harmonische Entwicklung zu ermöglichen.“
Josef
Popper versteht unter allgemeiner Nährpflicht eine Art Versicherung auf
Gegenseitigkeit: Die Staatsgesellschaft schätzt das Leben jedes Individuums und
sichert ihm alles Lebensnotwendige von der Geburt bis zum Tode zu, während sich
die Individuen der Staatsgesellschaft gegenüber verpflichten, einen Teil ihrer
Lebensarbeitszeit zur Verfügung zu stellen. - Die aufgeblähte Technik im
letzten Drittel des 20. Jahrhunderts ist durch ihren jüngsten Sproß, die
Mikro-Elektronik, zwar bereichert, die Menschheit ist jedoch schockiert worden.
Die quälenden Fragen nach sicherem Arbeitsplatz und sicherer Existenz kommen
aus fast allen Gegenden der Erde. Kein wirklich verläßliches, befreiendes Wort,
kein Hinweis gerade aus dem Mund eines heutigen Technikers, wie der Ausweg aus
dem sozialen Labyrinth gefunden werden kann, das sie mit der Technik und ihrem
Fortschritt selbst schufen. - Es war Popper, im Unterschied zu anderen,
besonders heutigen Ingenieuren, darum zu tun, vor allem die Menschen vor den
sozialen Folgegefahren der Technik rechtzeitig zu schützen.
wurde 1838 als Sohn jüdischer Eltern in Kolin in Böhmen
geboren. Er studierte Maschinenbau, Mathematik, Physik und Astronomie, aber
auch Nationalökonomie, Kulturgeschichte und Ästhetik, und er trieb Studien über
das Moralsystem des Konfuzius. Ab 1867 erwarb er eine ganze Reihe von Patenten,
vom Dampfkesselbau bis zur Luftfahrt. Mit seinem 1878 erschienenen Buch Das
Recht zu leben und die Pflicht zu sterben eröffnete er die Reihe seiner
sozialethischen und reformerischen Schriften, unter denen weitere zu nennen
sind: Fundament eines neuen Staatsrechts (1905), Das Individuum und
die Bewertung menschlicher Existenzen (1910), Die allgemeine Nährpflicht
als Lösung der sozialen Frage (1912) . Sein einziges literarisches Werk,
die Phantasien eines Realisten, erschien 1899. Popper starb 1921 in
Wien.
August Schorsch
wurde 1899 in Niederösterreich geboren, studierte in Wien
Architektur und Hochbau. 1928 kam er nach Deutschland, wo er seit 1933 fünfzig
Jahre lang als Architekt und Gutachter tätig war. Seit 1930 beschäftigte er
sich intensiv mit dem Werk Josef Poppers und rettete es über die NS-Zeit
hinweg. Insbesondere engagierte er sich auch für dessen Erzählwerk Phantasien
eines Realisten (Neuedition im Erb Verlag 1980).