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Kommentar von Götz Werner zur Finanzmarktkrise

(Printausgabe BNN [Badische Neueste Nachrichten] , Wochenende: 18. + 19.10.2008)
"Finanzkrise im Griff? Oder kommt alles noch schlimmer?"
Die BNN befragen Wirtschaftsführer: Für dm-Gründer Götz W. Werner ist das Monopoly-Spiel zusammengebrochen

Darin:
Prof. Götz W. Werner: "Lassen Sie mich zunächst feststellen, was ist. Ein strukturelles Problem war uns lange bekannt: Durch die zunehmende kapitalgedeckte Altersversorgung (Auflösung des Generationenvertrages) und aufgrund einer guten weltweiten Konjunktur sind die Geldmärkte mit Kapital überflutet worden. Die Folge war ein Geldstau, der u. a. die Immobilienpreise vor allem in Amerika in die Höhe getrieben und zu immer riskanteren Kapitalanlagen veranlasst hat.

Das zweite strukturelle Problem war der unbedingte Glaube an einen sich selbst regulierenden Markt. Diese Idee ist gescheitert, weil alle Beteiligten möglichst kurzfristig möglichst hohe Gewinne mitnehmen wollen. Diese Casinomentalität war bei Personen wie Institutionen sehr eigennutzorientiert. Aber auch dieses Phänomen hat man nur zu gerne ignoriert.

Drittens haben die Finanzjongleure, um durchaus vorhandene Regeln zu umgehen, immer neue Vertragskonstruktionen erfunden. Damit haben sie eine Komplexität erzeugt, die nicht einmal mehr Spezialisten überschauen konnten.

Viertens hat sich, was gerade jetzt an Kursschwankungen sehr gut zu erkennen ist, die Geldwirtschaft weitgehend von der Realwirtschaft abgelöst.
Spekulierende Trittbrettfahrer, zumeist Finanzinstitute, haben mit waghalsigen Transaktionen riesige Finanzblasen erzeugt.
Jetzt ist dieses Monopolyspiel zusammengebrochen, weil die Spieler, die Banken, sich gegenseitig nicht mehr trauen.

Deshalb müssen die Märkte neu gestaltet, das bedeutet konkret, geregelt werden.
Die Instanzen hierfür sind die Gesetzgeber:
Sie müssen mit Gesetz bzw. Verordnungen den Markt regulieren, damit er wieder der Realwirtschaft dienen kann und damit der gierige Griff nach dem schnellen Geld verhindert wird."