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Definition aus „Der Brockhaus in fünfzehn Bänden“

Leipzig – Mannheim 1997

Band 1: A-Bau

ISBN 3-7653-2811-1

Seite 234 ff

 


 

 

Arbeit

 

[ahd, ar(a)beit „Mühe“, „Plage“],

 

1) bewusstes, zielgerichtetes Handeln des Menschen zum Zweck der Existenzsicherung wie der Befriedigung von Einzelbedürfnissen; zugleich wesentl. Moment der Daseinserfüllung.

 

In der Volkswirtschaftslehre wird A. als einer der -> Produktionsfaktoren erkannt, dem entscheidende Bedeutung für die Erzeugung wirtsch. Güter und Dienstleistungen zukommt. Im Einzelnen richtet sich die A. im ökonom. Sinn auf Vorproduktion (Gewinnung von Naturerzeugnissen), Gewerbe (Rohstoffveredlung und –verarbeitung), Vermittlung und Verteilung von Gütern (Handel, Verkehr), Wirtschaftsdisposition (Geldverkehr, Verwaltung) sowie Erzeugung und Pflege kultureller Werte. Die Grenze zw. körperl. und geistiger A. ist fließend.

 

Die betriebswirtschaftlich orientierte Definition unterscheidet zw. dem Elementarfaktor der ausführenden A. und der dispositiven A. (planende und leitende Tätigkeiten).

 

Steuerrechtlich relevant ist v.a. die Unterscheidung von selbständiger A. (Tätigkeit in eigener Verantwortung und auf eigenen Rechnung) und unselbständiger A. (Tätigkeit auf Anweisung eines Arbeitgebers, d.h. auf fremde Rechnung).

 

Die Arbeitskapazität einer Bev. wird bes. durch Altersaufbau, Gesundheit und Ausbildungsstand, die Arbeitsproduktivität (Leistung je Arbeitsstunde) durch optimale Kombination mit den übrigen Produktionsfaktoren bestimmt.

 

Die Industrialisierung hat den Charakter der A. tiefgreifend verändert (-> industrielle Revolution). Durch zunehmende -> Arbeitsteilung, Steigerung des Arbeitstempos mittels Technisierung und Mechanisierung ging für den Arbeiter z.T. der Überblick über Arbeitsverrichtung und Arbeitsobjekte als Ganzes verloren; hieraus ergaben sich Gefahren der Monotonie und Ermüdung. Seit den 1970er-Jahren entwickelte sich die Forderung nach Humanisierung der A., d.h. einer menschengerechten Gestaltung der Arbeitsplätze mit entsprechenden Untersuchungen im Rahmen der Arbeitswissenschaft. Danach soll die Gestaltung der Produktionsmittel, -organisation und –bedingungen soweit wie möglich an den Menschen angepasst werden (Entwicklung von Schutznormen, Automatisierung gefährl. A., Verringerung des Arbeitstempos und –pensums, selbständige Bestimmung der Arbeitsverteilung, z.B. in Form gleitender Arbeitszeit, Beteiligung an der Planung, Selbstkontrolle von Arbeitsablauf und –ergebnis). Zur Verhinderung phys. und psych. Überforderung wird ein Abbau des Leistungsdrucks angestrebt. Zur Arbeitsvariation gehören Arbeitswechsel (Jobrotation), Arbeitserweiterung (Jobenlargement) und Arbeitsbereicherung (Jobenrichment). In den letzten Jahren widmen sich ergonom. Untersuchungen vermehrt der Frage, wie Bildschirm- und PC-Arbeitsplätze und –programme ausgestaltet sein müssen, um den menschl. Anforderungen besser zu genügen.

 

Kulturgeschichte:

Die Einschätzung der A. hat sich im Lauf der abendländ. Geschichte entscheidend gewandelt. Im klass. Altertum wurde die ausführende, bes. die körperl. A. im Unterschied zur wiss. und polit. Tätigkeit als eines freien Menschen unwürdig betrachtet und meist von Sklaven ausgeübt. Nach den Aussagen des A.T. ist A. Mühsal und geschieht im Schweiße des Angesichts (1. Mos. 3,17 und 19). Die erfüllte Ruhe nach der A. wird beispielhaft im 7. Schöpfungstag gesehen. Zunächst wurde weltl. A. nur als Lebenspflicht und Buße verstanden, seit der Reformation aber als Gottesdienst und als Dienst am Mitmenschen gesehen, im Kalvinismus allerdings auch an ihrem Erfolgswert gemessen. Neben diesen religiösen, eth. und prakt. Aspekten wurde die A. v.a. seit G.W.F. Hegel, der sie als Mittel der Selbstbewusstwerdung und zur Befreiung des Menschen charakterisierte, und von ihm ausgehend im System des histor. Materialismus von K. Marx theoretisch-systematisch behandelt. Auch in der neuzeitl. philosoph. Anthropologie wird die A. innerhalb der Definition des menschl. Wesens überwiegend als dessen bestimmendes Merkmal gesehen.

 

Demgegenüber wurde auf die gleichwertige Bedeutung von Muße und Besinnung im menschl. Dasein hingewiesen und sogar in einer erneuten Umwertung zur Ablehnung des A. geschritten. Der Marxismus sieht in der Abschaffung der kapitalist. Gesellschaft die Voraussetzung für die Beseitigung von Ausbeutung und Entfremdung in der A.; Erscheinungen dieser Art sucht die nichtmarxist. Kritik durch Veränderung der technisch-organisator. und der sozialen Arbeitsbedingungen zu beheben. Vor dem Hintergrund abnehmender Arbeitszeiten und Arbeitslosigkeit sowie einer Zunahme dispositiver A. wurde in den letzten Jahren vermehrt die These erörtert, ob sich die Gesellschaft von einer Arbeits- in eine Freizeitgesellschaft gewandelt habe (-> Freizeit).

 

Literatur:

Offe, C.: „Arbeitsgesellschaft“. Strukturprobleme u. Zukunftsperspektiven. Frankfurt am Main u.a. 1984

A. der Zukunft, Zukunft der A., hg. v. der Alfred-Herrhausen-Gesellschaft für Internationalen Dialog. Stuttgart 1994

Wege aus der Krise der Arbeitsgesellschaft. Beiträge u. Ergebnisse der 4. Tagung „Sozialunion in Deutschland“, hg. V. D. Dathe. Berlin 1994

A. u. Gesellschaft. Auswahlbibliographie, Nachweis von Aufsätzen aus deutschsprachigen Zeitschriften, bearb. v. der Redaktion Zeitschriftendienst des Deutschen Bibliotheksinstituts. Berlin 1996

 

 

2) physikal. Größe, Formelzeichen W oder A; ....

 

 

 

 

 


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